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Lanzarote: For Good Reasons
Aus gutem Grund
byKiki Müller
Most destinations become popular for good reasons. And remain so—if they do—for even better ones.
Die meisten Reisedestinationen werden aus guten Gründen beliebt. Und bleiben es – wenn sie es denn tun – aus noch besseren.

Lanzarote—an island I have dreamed of visiting for years, yet I never went. Far too many who had already been, I guess, and I, the wannabe discoverer of places unknown to most, was reluctant to be just another latecomer, one of the very last to discover a place that has ranked so highly on destination lists for what seems to be decades on end. Until one fine day, I let go of the pretence—and simply went.

It lies surprisingly far south, this easternmost of Spain’s Canary Islands, just 125 kilometers from the north coast of Africa, yet a full 1000 kilometers from the Iberian Peninsula. We travelled in November—my friends for a beach holiday and I, who shies away from the sun and hates lying around, for what I thought to be five days of hiking through stunning landscapes and touring great architecture. Priorities, I guess … 

Lanzarote. Jahrelang habe ich davon geträumt, die karge Insel zu besuchen, und doch habe ich es nie getan. Schlicht zu viele andere, die bereits da waren, vor mir, und mich zu einer der offensichtlich letzten machten an einer Destination, die seit Jahrzehnten auf den europäischen Reise-Hitlisten ganz oben steht. Dann kam der Tag, an dem ich meinen Stolz Stolz bleiben liess – und gemeinsam mit zwei Freundinnen einen Flug buchte. 

Sie liegt überraschend weit südlich, diese östlichste von Spaniens Kanarischen Inseln, nur 125 Kilometer von der Nordküste Afrikas entfernt, aber ganze 1000 Kilometer von der Iberischen Halbinsel. Wir reisten im November – meine Freundinnen in den Strandurlaub, und ich, die Sonne meidet und tantenloses Herumliegen verurteilt, in was ich mir als fünf Tage Wandern durch atemberaubende Landschaften und Besichtigungen grossartiger Architektur ausgemalt hatte. Prioritäten …

Lanzarote is an island of spectacular beauty—and one perfectly suited to my taste: shades of black with the occasional dash of green, pop of white, or—quite iterally—wave of blue. All is plain; all is harsh. It is the type of monotony so rich in subtlety, it blows your mind. The kind of nothingness that, to me, is everything. A profound absence that, somehow, feels complete. 

The Canary Islands, along with others, emerged after the breakup of the African and the American continental plates some 15 million years ago. The very distinctive landscape Lanzarote is known for today, however, is the result of a series of volcanic eruptions in the early 18th century. They formed the desert-like surfaces of Timanfaya National Park, the fertile valley of La Geria, the island’s wine region, and the rugged coastline with its dramatic rock formations.

Lanzarote ist eine Insel von spektakulärer Schönheit – und optisch ganz nach meinem Geschmack: Schattierungen von Schwarz, durchbrochen von einem Hauch Grün, einem Tupfer Weiss oder – wortwörtlich – einer Welle von Blau. Alles ist schlicht, alles ist rau. Es ist eine Art Monotonie, so reich an Feinheiten, dass sie einen überwältigt. Eine Art von Nichts, die für mich alles ist. Eine Abwesenheit, die sich vollkommen anfühlt.

Die Kanarischen Inseln entstanden – zusammen mit anderen – als Folge des Auseinanderbrechens der afrikanischen und amerikanischen Kontinentalplatten vor etwa 15 Millionen Jahren. Die markante Landschaft, für die Lanzarote heute bekannt ist, ist jedoch das Ergebnis einer Reihe von Vulkanausbrüchen im frühen 18. Jahrhundert. Diese formten die wüstenartigen Flächen des Timanfaya-Nationalparks, das fruchtbare Tal von La Geria – die Weinregion der Insel – sowie die raue Küstenlinie mit ihren dramatischen Felsformationen.

In 1993, the island was declared a UNESCO Biosphere Reserve, the second of the Canary Islands, but the first ever to have its entire territory recognised as such. The objective of such a Biosphere Reserve, explains Lanzarote’s tourism board proudly on its website, can be summarised as preserving and generating natural and cultural values through management that is scientifically appropriate, respectful of society, creative at a cultural level, and operationally sustainable. By all accounts, it seems to be working.

1993 wurde Lanzarote als UNESCO-Biosphärenreservat anerkannt – als zweite der Kanarischen Inseln, und als erste, die diesen Status für ihr gesamtes Territorium erhielt. Das Ziel eines solchen Biosphärenreservats, wie die Tourismusbehörde Lanzarotes stolz auf ihrer Website erklärt, lässt sich wie folgt zusammenfassen: die Erhaltung und Förderung natürlicher und kultureller Werte durch eine wissenschaftlich fundierte, gesellschaftlich respektvolle, kulturell kreative und nachhaltig wirtschaftende Verwaltung. Und allem Anschein nach funktioniert es.

That Lanzarote hasn’t turned into a party island overrun with towering hotels and sprawling shopping centres, however, isn’t solely due to UNESCO’s designation. More than anyone else, it was architect and artist César Manrique who has shaped the face of Lanzarote as we know it today. Born on the island in 1919, he devoted his entire life to preserving the land that he called home. When tourists began to swarm the neighbouring islands in the 1980s, Manrique successfully persuaded the government to impose a ban on high-rise hotels and commercial developments, arguing—rightly—that such constructions would shatter the island’s aesthetic harmony. It is thanks to him that visitors get to marvel at the cohesive white architecture that defines Lanzarote to this day.

Beyond these private properties, Manrique also designed public landmarks like the spectacular cliffside viewpoint Mirador del Río and Jameos Del Agua, a series of lava caves turned into a centre for art and culture featuring a concert hall, restaurant, and salt lake. His final masterpiece, Jardín de Cactus, is a striking cactus garden built in a former quarry, a collaboration with botanist Estanislao González Ferrer. Needless to say, I made my friends visit all of them. And in return, I followed them to the beach.

Dass Lanzarote nicht zu einer Partyinsel voller Hotelbunker und Einkaufszentren geworden ist, liegt jedoch nicht allein an der UNESCO. Mehr als allem anderen ist es dem Architekten und Künstler César Manrique zu verdanken, dass Lanzarote so aussieht, wie wir es heute kennen. 1919 auf der Insel geboren, widmete der Spanier sein ganzes Leben dem Erhalt der Schönheit seiner Heimat. Als in den 1980er-Jahren die Nachbarinseln von Touristen überrannt wurden, überzeugte Manrique die Regierung Lanzarote’s erfolgreich, ein Verbot für Hochhäuser und kommerzielle Grossbauten zu erlassen. Zu Recht argumentierte er, dass solche Bauwerke die ästhetische Harmonie der Insel zerstören würden. Nur dank seines Engagements können Besucher noch heute die einheitliche weisse Architektur bewundern, die Lanzarote so besonders macht.

Neben diesen privaten Anwesen entwarf Manrique auch öffentliche Wahrzeichen wie den spektakulären Aussichtspunkt Mirador del Río und Jameos del Agua, Lavahöhlen, die in ein Zentrum für Kunst und Kultur verwandelt wurden. Sein letztes Meisterwerk, der Jardín de Cactus, ist ein beeindruckender Kaktusgarten, der in Zusammenarbeit mit dem Botaniker Estanislao González Ferrer in einem ehemaligen Steinbruch entstand. Klar nötigte ich meine Freundinnen, all diese Bauten mit mir zu besuchen. Im Gegenzug begleitete ich sie an den Strand.

Most of Lanzarote’s beaches, much like the island itself, are of a slightly rough kind—just the way I love them most. The natural pools of Los Charcones on the southwestern coast might be a bit inconvenient to reach, but are of spectacular beauty: vivid blue waters crashing against jagged black rocks, transforming every crevice into a shimmering, saltwater dipping pool. And Caletón Blanco in the very north of the island is a perfect blend of green grass, black rocks, and soft white sand—and so beautiful that closing your eyes to take a nap seemed a waste of time.

After only five days, we had to leave the island–without a sunburn, without blisters, but with too much left undiscovered, all of us dedicated to, one day in the not too far future, coming back. Lanzarote may be established and a little too well known, but, so I learnt, that doesn’t make it any less worth visiting. And next time, rest assured, I will hike.

Die meisten Strände Lanzarotes sind, so wie die Insel selbst, von der rauen Art – genau so, wie ich sie am meisten mag. Die natürlichen Pools von Los Charcones an der Südwestküste etwa mögen zwar etwas schwer erreichbar sein, doch sie sind jede Mühe wert:  tiefblaue Wellen, die gegen schroffe schwarze Felsen schlagen und jede natürliche Vertiefung in ein schimmerndes, salziges Planschbecken verwandeln. Und Caletón Blanco im äussersten Norden der Insel ist eine perfekte Mischung aus grünem Gras, schwarzen Felsen und weichem weissen Sand – und so schön, dass es fast wie Zeitverschwendung schien, die Augen zu schliessen, um ganz im Stil der lokalen Kultur ein Siesta einzulegen.

Nach nur fünf Tagen mussten wir abreisen – ohne Sonnenbrand und ohne Blasen, aber mit viel zu vielem, das unentdeckt blieb. Und einer jeden von von uns wild entschlossen, eines Tages, in nicht allzu weiter Zukunft, zurückzukehren. Lanzarote mag etabliert und vielleicht ein wenig zu bekannt sein, aber, so habe ich gelernt, das macht den Besuch nicht weniger lohnenswert. Und nächstes Mal gehe ich wandern. Ganz sicher.